Schnitzholz auswählen


Sie nehmen ein Stück Holz, das Ihnen gefällt, ein paar Schnitzwerkzeuge und schnitzen einfach los – ein wunderbarer Einstieg in die Holzbildhauerei! Bleiben Sie dran, sammeln Sie Erfahrungen, haben Sie Spaß und lernen Sie beim Tun. Vielleicht haben Sie auch schon einiges geschnitzt und planen nun eine konkrete neue Arbeit – dann können ein paar Überlegungen zur Holzauswahl hilfreich sein, denn nicht jedes Holz eignet sich gleich gut für jedes Schnitzprojekt. Und natürlich kommt es auch darauf an, welche Werkzeuge Ihnen zur Verfügung stehen und wie die Rahmenbedingungen für Ihre Arbeit sind.

Welche Fragen stellen sich bei der Holzauswahl?

Grundsätzlich stellt sich die Frage, wieviel Kraft Ihnen zur Verfügung steht, um ein Stück Holz zu bearbeiten: Arbeiten Sie ausschließlich mit Handwerkzeugen? Steht Ihnen z.B. eine Kettensäge für den schnellen Materialabtrag zur Verfügung? Wieviel Platz haben Sie im Atelier oder in der Werkstatt? Welche Gewichte können Sie heben und bewegen? Aus den Antworten auf diese Fragen ergibt sich, wie groß Sie arbeiten können.

Mit dem Kraftaufwand hängt auch zusammen, ob Sie sich für ein hartes oder ein weicheres Holz entscheiden, das sich vielleicht leichter schnitzen lässt.

Bei der Holzauswahl ist außerdem wichtig, ob Sie eine Skulptur oder ein Relief für den Innen- oder den Außenraum planen. Wenn Ihre Skulptur im Außenraum stehen soll, ist die Auswahl an Hölzern begrenzt, denn nur wenige Holzsorten halten der Witterung stand.

Wenn Sie mit großen Flächen oder reduzierten Formen arbeiten, kann eine schöne Maserung die Wirkung der Form auf besondere Weise verstärken. Für detailreiche Arbeiten ist stark gemasertes Holz oft weniger geeignet, da die Maserung feine Details optisch verschwinden lässt.

Ist das Holz beim Schnitzen noch recht feucht, kann es beim weiteren Trocknen reißen, insbesondere wenn es zu schnell trocknet. Durch solche Trocknungsrisse entstehen manchmal überraschende und wunderschöne Effekte bei einer Skulptur und es gibt Holzbildhauer:innen, die das von Anfang an miteinkalkulieren. Unerwünschte Risse können eine Form oder eine Figur aber auch sehr stören. Ob und wie stark Holz reißt, ist nicht nur von der Holzsorte an sich abhängig, sondern auch davon, wie es aus dem Stamm geschnitten ist und ob es sich z.B. um Kernholz oder um Splintholz handelt.

Beim Schnitzen ist die Laufrichtung der Holzfaser zentral. Überlegen Sie, wie Ihre Skulptur im Holz liegen soll, so dass die Ausrichtung der Holzfaser die Stabilität der Skulptur unterstützt und sich gut schnitzen lässt. Auch das wird die Art und Größe des ausgewählten Holzstücks beeinflussen.

Zu allen diesen Fragen kommen natürlich noch weitere ästhetische Fragen, die nur sehr individuell zu beantworten sind: Welches Holz gefällt Ihnen in Farbe und Erscheinungsbild? Was passt am besten zu Ihrem Schnitzprojekt?

Welche Holzarten eignen sich besonders gut zum Schnitzen?

Viele Laub- und Nadelhölzer sind gut zu schnitzen, dazu gehören Linde, Platane, Ahorn, Eiche, Ulme, Pappel, Birke, Olive, Lärche oder Eibe. Und mit dem richtigen Schnitzwerkzeug lässt sich zu guter Letzt jedes Holz schnitzen. Manche Hölzer eignen sich aber besser als andere für bestimmte Projekte:

Besonders gut lässt sich z.B. Lindenholz schnitzen, weshalb es häufig gewählt wird. Linde ist ein helles und recht weiches Holz mit einer feinen Textur und zurückhaltender Maserung. Es verströmt einen angenehmen Geruch. Lindenholz eignet sich für große und kleine Schnitzereien. Aufgrund seiner hervorragenden Schnitzeigenschaften ist es auch sehr gut für Anfänger*innen geeignet. Bei bildhau finden Sie deshalb unverleimtes und so gut wie rissfreies Lindenholz in verschiedenen Größen als Schnitzholz. Für Reliefs sind flache Stücke sehr schön, etwas dickere Stücke eignen sich für kleinere Holzskulpturen. Schnitzarbeiten aus Lindenholz sollten nur in Innenräumen aufgestellt werden, im Freien würde das Holz zu schnell verwittern.

Ein weiteres weiches Holz, das sich gut schnitzen lässt, ist die Zirbelkiefer. Das Holz kommt aus den Alpen und hat einen besonders aromatischen Duft, da es viele ätherische Öle enthält. Als etwas härteres Holz ist Ahorn ein gutes Schnitzholz. Ahorn ist eine Hartholzart und zählt zu den Edelhölzern. Das Holz ist etwas schwerer zu schnitzen als Linde, aber leichter als z.B. Eiche oder andere Hartholzarten.

Soll eine Skulptur für den Außenraum geschnitzt werden, steht nur eine begrenzte Auswahl an Hölzern zur Verfügung, das sind vor allem Eiche, Robinie, Douglasie und Sibirische Lärche. Beim Eichenholz eignet sich das Kernholz für den Außenraum, es ist hart und robust, dabei gleichmäßig und deutlich gemasert, die Farbe variiert. Das Nadelholz-Gegenstück zur Eiche ist die Lärche, wobei das bearbeitete Holz stark nachdunkelt. Wird die Sibirische Lärche der Witterung ausgesetzt, entsteht mit der Zeit ein grausilberner Farbton. Grundsätzlich gilt für alle hier für den Außenraum genannten Holzarten: Nur das Kernholz ist witterungsbeständig und kann verwendet werden, das Splintholz ist zu weich und nicht witterungsbeständig. Das ist bei der Planung einer Skulptur für den Außenraum auch im Hinblick auf die Größe des Holzes unbedingt zu berücksichtigen!

Was ist Hirnholz, Kernholz, Splintholz, Frühholz, Spätholz?

Einige Begriffe werden Ihnen beim Holzkauf und beim Schnitzen immer wieder begegnen, Splint- und Kernholz zum Beispiel, oder Hirnholz, manchmal auch Stirnholz oder Kopfholz genannt. Für das Schnitzen wird zumeist das Holz von Baumstämmen, das Stammholz, verwendet. Es ist deshalb hilfreich, den Aufbau eines Baumstamms anzuschauen, um die Begriffe zu klären:

Von außen nach innen besteht ein Baumstamm aus der Rinde, die sich aus Borke (außen) und Bast (innen) zusammensetzt. Es folgt das Kambium, eine feine Zellschicht, die die eigentliche Wachstumszone eines Baums darstellt, da hier neue Zellen gebildet werden: nach außen Bast und nach innen neues Holz. Dabei entsteht das sogenannte Splintholz, in dem Wasser und Nährstoffe von den Wurzeln bis in die Baumspitzen transportiert werden. Noch weiter innen befindet sich das Kernholz, das auch einmal Splintholz war: Wenn der Baum älter wird, füllt sich der innere Bereich des Baums nach und nach mit Harzen, Fett, Wachsen, Kieselsäure und bei manchen Bäumen sogar Gerbsäure. Der Kern wird hart und trockener, da er seine Funktion beim Wasser- und Nährstofftransport verliert, übernimmt aber die neue Aufgabe, den Baum zu stabilisieren. Im Zentrum des Kernholzes befindet sich das Mark.

Botanisch betrachtet bilden Kernholz und Splintholz zusammen das Xylem. Über das Jahr entwickelt der Baum neues Holz. Es bildet sich vom unter der Rinde liegenden Kambium nach innen. Bei uns wachsen im Frühjahr die Zellen schneller, im Herbst langsamer. Zu Beginn der Wachstumsphase entsteht so eine Schicht mit oft hellerem und weicherem Holz, man spricht hier von Frühholz. Zum Ende der Wachstumsphase, bei langsamerem Zellwachstum, wird die Schicht dichter, sie ist oft dünner, dunkler und härter. Hier spricht man von Spätholz. Beide Schichten zusammen bilden einen Jahresring, mit einem helleren Ring innen und einem dunkleren Ring außen.

Bei vielen Bäumen kann man Splintholz und Kernholz sehr gut unterscheiden: Das innenliegende Kernholz ist dann deutlich dunkler als das außenliegende Splintholz. Die Bereiche von Kernholz und Splintholz können sehr unterschiedlich dick sein. Es gibt aber auch Bäume, die entweder kein Kernholz ausbilden oder bei denen es keinen großen farblichen Unterschied zwischen Kernholz und Splintholz gibt.

Schneidet man einen Baumstamm quer durch, entsteht Hirnholz. Es wird auch Kopfholz oder Stirnholz genannt und bezeichnet die Schnittfläche, auf der die Jahresringe des Baums gut sichtbar sind. Diese Fläche besteht aus den abgeschnittenen längslaufenden Fasern des Baumstamms. Das Holz trocknet hier schnell aus. Gleichzeitig ist die Holzfläche sehr stabil und schwerer zu schnitzen als Längsholz, bei dem mit dem Faserverlauf geschnitzt wird.

Zum Schnitzen eignet sich sowohl Splintholz als auch Kernholz. Das Kernholz ist in der Regel dichter, dunkler und härter, das Splintholz heller und weicher. Für Außenskulpturen eignet sich ausschließlich das Kernholz weniger Holzsorten. Splintholz und Kernholz eines gefällten Baums trocknen unterschiedlich schnell. Beim Trocknen ist deshalb auf die Rissbildung bzw. deren Vermeidung zu achten.

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